Ich lebe mein Leben
als Schatten der Nacht,
meist unscheinbar und sehr
auf Vorsicht bedacht.
Versteckt vor den Menschen,
tief in meinem Bau,
mit meiner Familie,
vier Kindern und Frau.
Kaum jemand versteht mich,
wie ich wirklich bin,
sorgt sich um mein Leben
oder dessen Sinn.
Verspielt und genügsam,
verletzlich, genial,
bequem und neugierig
und durchaus sozial.
Ein liebender Vater
und ein guter Mann,
spiel‘ gern mit den Welpen,
so oft ich nur kann.
Sie sind noch so winzig
und oft ungeschickt,
noch viel ist zu lernen,
ich hab‘ sie im Blick.
Bring‘ Nahrung und Spielzeug,
das ihnen gefällt,
lehr‘ sie auch das Jagen,
zeig‘ ihnen die Welt.
Bevorzuge Beute,
die sehr häufig ist,
bin – was Nahrung angeht –
ein Opportunist.
Es gibt reichlich Mäuse,
ich fange sie leicht,
denn als Mäusejäger
bin ich unerreicht.
Das Leben ist schwierig
bei all der Gefahr
durch Autos und Hunde
und Jäger, ganz klar.
Doch ein wildes Leben,
so schwer es auch ist,
wollt‘ ich niemals missen,
soviel ist gewiss.
So schütze ich Förster
– wer hätt‘ es gewusst? –
und außerdem Bauern
vor großem Verlust.
Rund viertausend Mäuse
erbeut‘ ich pro Jahr,
die Menschen sind leider
total undankbar.
Auch Obst ess‘ ich gerne,
verschmäh‘ nicht mal Aas,
unnötig zu töten macht
mir keinen Spaß.
Es gibt so viel Nahrung,
es ist mir genug.
Jagd auf selt‘ne Arten?
Das wäre nicht klug.
Ja, Kranke und Schwache,
die fange ich schon,
doch das ist natürlich,
dient der Selektion.
So schütze ich Tiere
vor unnöt’gem Leid
und vor der Ausbreitung
von schlimmer Krankheit.
Ich bin euch so nützlich,
doch seht ihr das nicht.
Stattdessen verunglimpft
und verfolgt ihr mich.
Auf Märchen und Sagen,
auf Jägerlatein,
basiert euer Bild von uns,
das darf nicht sein.
Wir werden erschossen,
verfolgt und erschlagen!
Warum uns nicht schützen,
die Jagd hinterfragen?
Doch wem sag‘ ich all das,
bin doch ganz allein.
Um mich ist es dunkel,
kann mich nicht befrei‘n.
Das Schicksal besiegelt,
ein Fehler reicht aus,
sitz‘ ich in der Falle,
kein Weg führt hinaus.
Der Köder: verlockend!
Ach ich war ein Narr.
Der Jäger wird kommen,
das war mir gleich klar.
Um meine Freiheit,
den Sinn meines Lebens,
kämpf‘ ich seit Stunden,
voll Panik – vergebens.
Was wird aus den Kindern?
Geht es ihnen schlecht?
Und wenn sie verhungern?
Dem Jäger wär’s recht.
Ich höre ein Auto,
bald ist es vorbei.
Ich will noch nicht sterben!
Ein Hund eilt herbei.
Gezüchtet zum Töten,
ein Werkzeug der Jagd.
Voll Hass ist sein Bellen
und was er mir sagt.
Er will mich zerfleischen,
dem Herrn zu gefallen.
Nur Recht wär’n ihm dabei,
die schrecklichsten Qualen.
Lasst mir doch mein Leben,
ich wär gerne frei!
Nun tritt hämisch grinsend
der Jäger herbei.
Wird er mich ertränken,
erschießen, erschlagen?
Kein Tod kann gerecht sein,
ist leicht zu ertragen.
Kein Wissen, kein Einseh‘n,
kein Mitleid, kein Grund
steht hinter der Fuchsjagd.
Ich bin kerngesund.
Bin nicht eure Kleidung
und keine Gefahr,
will einfach nur leben,
wie’s immer schon war.
Bin sogar sehr nützlich
fürs Ökosystem.
Die Fuchsjagd ist schädlich!
Wollt ihr nicht versteh’n?
Beweise gibt’s reichlich,
durch Studien geklärt.
Die Schonung von Füchsen
ist praktisch bewährt!
Ihr lügt dennoch weiter
und sprecht von Gefahr,
nehmt fünfhunderttausend
Fuchsleben pro Jahr.
Die Lust uns zu töten
ist einfach nur krank!
Ist uns nicht zu morden
denn zu viel verlangt?
Der Jäger kommt näher,
er kennt keine Gnade.
Falls doch jemand zuhört:
Merk Dir was ich sage!
Vielleicht bist Du anders
und hast auch ein Herz,
kannst seh‘n unser Leiden
und spür‘n unsern Schmerz.
Vielleicht magst Du Tiere
und bist gern bereit,
die Schwachen zu schützen
vor sinnlosem Leid.
Als Mensch hast Du Einfluss,
denk immer daran.
Du kannst doch so vieles,
das ich nicht tun kann.
Hat meine Geschichte
Dich traurig gemacht?
So hör‘ meine Bitte
und gebe gut acht:
Bist Du meine Stimme,
wenn ich nicht mehr bin?
Dann hatte mein Sterben
doch noch einen Sinn…
(Daniel Peller)
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